Dienstag, 30. Oktober 2012

Weiß-goldener Oktober – des längst überfälligen Blogeintrages erster Teil

Als ich heute Morgen über die Johanniterbrücke Richtung Arbeitsplatz fuhr – eine gute Stunde früher als sonst; ich hatte nämlich beschlossen, die Gelegenheit der Zeitumstellung zu ergreifen und meinen Tag-Nacht-Rhythmus wieder ein bisschen an denselbigen der gemeinen werktätigen Bevölkerung anzupassen –, als ich also in der spätherbstmorgendlichen Kälte vor mich hinradelte, konnte ich durch den Dunst in nicht allzu weiter Ferne die verschneiten Hügel des Baselbietes erahnen. Kaum zu glauben, dachte ich mir da, dass du noch vor gut einer Woche im T-Shirt durch die Graubündner Bergwelt gewandert bist. Aber der Reihe nach:

Etwa einmal im Jahr findet in meiner Abteilung ein größeres Event statt, also eine gemeinsame Unternehmung in irgendeiner Form. Nachdem diese im letzten Jahr spontan abgeblasen bzw. durch einen (nicht minder spaßigen) asiatischen Kochkurs ersetzt werden musste, stand dieses Jahr wieder eine mehrtägige Veranstaltung auf dem Programm: Gemeinsam wollten wir freitags von Chants aus den Aufstieg zur Chamanna digl Kesch (oder auch einfach nur Kesch-Hütte) wagen, dort, unterhalb des Piz Kesch, auf gut 2600 Metern einen gemeinsamen Abend und die Nacht verbringen, um schließlich dann am Samstagmorgen wieder gemeinsam ins Tal abzusteigen. Am vorhergehenden Wochenende hatte es dort schon ergiebig geschneit, doch nun versprach das Wetter blendend zu werden – warm und sonnig.

Spoiler Warning: Wer sich nun auf Spannung freut, da er glaubt, es wäre alles ganz anders gekommen – wir wären in Schneestürme geraten, von Lawinen verschüttet worden und hätten nur mit Mühe und nicht mehr ganz vollzählig den Weg zurück in die Zivilisation geschafft–, den muss ich leider enttäuschen: Das Wetter sollte tatsächlich durchgängig blendend sein – warm und sonnig.

Am frühen Freitagmorgen ging es also los, per Zug von Basel aus in Richtung Südostschweiz. Nach einigen Stunden Fahrt ließen wir die Normalspur der Schweizerischen Bundesbahnen hinter uns um in Chur auf die Schmalspurwagen der Rhäthischen Bahn zu wechseln. Im gleichen Maß wie daraufhin die Fahrtgeschwindigkeit abnahm, gewann das Ambiente hinzu – führte der Weg doch über Abschnitte der Albulabahn und mithin durch ein UNESCO-Weltkulturerbe. In Bergün schließlich wechselten wir zum letzten motorisierten Abschnitt der Anreise: Ein Taxibus brachte uns hinauf zur Maiensäss Chants, und von dort aus mussten wir uns dann auf unsere eigenen Beine verlassen.

Zu Beginn war die Umgebung noch weitgehend in grün gehalten: erst Wiesen, …


… dann Wald, …


… dessen Baumbestand dann aber auch zunehmend spärlicher wurde, …

Anklicken für größere Darstellung

… bis er sich schließlich wieder ganz den hochgelegenen, nicht mehr ganz so grünen Matten geschlagen geben musste:


Und auch die Grashalme wurden zusehends weniger, dafür wurde es rings herum weißer …


… und steiniger:


Doch damit war auch schon der größte Teil des Aufstieges geschafft, und die Hütte kam in Sichtweite:


Noch einige Schritte und (in der dünneren Höhenluft doch merklich weniger ergiebige) Atemzüge später, dann war es vollbracht, …


… wir hatten die Hütte erreicht.

Was blieb, war ein entspannter Nachmittag mit Sonnenschein und isotonischen Getränken, …


… der schließlich nahtlos in einen ebenso entspannten Abend mit Kartenspiel und Gesprächen überging. Als es dunkel wurde, tat sich ein Sternenhimmel auf, den man in Mitteleuropa wohl nur in den Alpen so erleben kann, und als schließlich die Nachtruhe einsetzte, neigte sich ein grandioser erster Tag seinem Ende entgegen.

Im zweiten Teil berichte ich dann über … genau, den zweiten Tag.

 Zum Schluss noch eine Lektion Schweizerdeutsch (kein Helvetismus heute) für Anfänger:

Wort des Tages:
Gipfelikleiner Berggipfel Hörnchen, Croissant
Beispielsatz: "Wosch äs Gipfeli?" – "Möchtest du ein Croissant?"

Gute Nacht zusammen!