Dienstag, 26. Januar 2010

Das Blog ist eingeschneit

Schon wieder eine Woche her, dass ich hier zum letzten Mal etwas geschrieben habe – höchste Zeit also!

Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen: Die letzten sieben Tage hat es hier so viel geschneit, dass einfach kein Durchkommen zu meiner Tastatur war … Klingt nicht überzeugend? Hier der Beweis:



Man sollte sich bewusst machen, dass die gezeigten Neuschneemengen in Zoll angegeben sind. Dann rechnen wir doch mal:

13 + 12 + 10 + 9 + 26 ("26??" – "26!!") + 10 + 3 = 83

83 Zoll! Wow … ist das jetzt viel oder wenig? Ich würde sagen: Viel. Sehr viel sogar. Möchte man die Zahl in Zentimetern ausdrücken, muss man sie nämlich noch mit 2,54 multiplizieren. Das ergibt dann:

83 × 2,54 = 210,82

Knapp 211 Zentimeter oder besser gesagt: Mehr als zwei Meter Neuschnee in gerade einer Woche! Klingt nicht schlecht, oder? Aber Moment, dem aufmerksamen Beobachter sollte nicht entgangen sein, dass in der Grafik überhaupt nicht von Salt Lake City die Rede ist, sondern stattdessen von Brighton.
Gut, ich gebe zu, ich habe ein wenig geflunkert. Im Stadtgebiet von Salt Lake City ist nämlich mit Sicherheit nur ein Bruchteil dieser Menge an Neuschnee gefallen: Ich schätze mal höchstens 20 Zentimeter, die auch reichlich schnell wieder abgetaut sind. Warum habe ich aber hier dann die Neuschnee-Zahlen von Brighton genannt?

Dazu eine kleine Erläuterung: Brighton ist eines der zahlreichen Ski- und Snowboard-Gebiete rund um Salt Lake City. Allerdings nicht irgendein Skigebiet: Es gehört offenbar zu den ältesten Skigebieten in den USA, seine Anfänge gehen bis in die 30er- oder sogar 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Mit etwas mehr als vier Quadratkilometern nutzbarer Fläche gehört es zwar nicht zu den größten, mit knapp 13 Metern Schneefall im Jahr aber mit Sicherheit zu den schneesichersten Gebieten. Brighton liegt vom Stadtzentrum (dem Temple, wir erinnern uns) gut 50 Kilometer entfernt und mit etwa 2700 Metern über dem Meeresspiegel (im tiefsten Punkt) nochmal ungefähr 1400 Meter höher als Salt Lake City. Es gibt, für amerikanische Verhältnisse recht ungewöhnlich, einen Shuttlebus-Service, mit dem man das Skigebiet aus der Stadt in etwa eineinhalb Stunden erreichen kann, mit dem Auto lässt sich die Fahrzeit auf eine knappe Stunde verkürzen.

Schön und gut, aber was hat das alles jetzt mit mir zu tun? Ich denke ich habe bisher noch nicht erwähnt, dass ich seit einigen Wochen stolzer Besitzer eines Saison-Passes für ebendieses Skigebiet bin. Nach ein bisschen Überzeugungsarbeit (die sich über zwei aufeinanderfolgende Tage erstreckte) wurde ich sogar als Student anerkannt, was mir einige hundert Dollar Ersparnis gebracht hat. Nichtsdestotrotz muss sich dieser Pass erst mal lohnen (No' nix verkomme lasse, gell?) und so lag es nahe, den Sonntag in Brighton zu verbringen.

Der Sonntag gilt allgemein als Geheimtipp (welch wunderschön paradoxe Formulierung …) für wenig Andrang, da man davon ausgehen kann, dass ein großer Teil der Stadtbewohner ihn in der Kirche verbringt. Man sollte dazu vielleicht wissen, dass sich ein Sonntagsgottesdienst der Mormonen der Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (der größten mormonischen Glaubensrichtung, zu der knapp die Hälfte der Bevölkerung von Salt Lake City gehört) über mehrere Stunden zieht.

Die Anfahrt ins Skigebiet führt den wunderschönen Big Cottonwood Canyon hinauf. Hier zwei Bilder:





Wer an den oben genannten Schneehöhen immer noch zweifelt, den überzeugt hoffentlich das folgende Bild:



Dass es mit dem sonntäglichen Kirchgang der Mormonen wohl nicht so weit her ist, mussten wir allerdings schon einen guten Kilometer unterhalb des Skigebiets feststellen, als dort, fernab jeglicher offizieller Parkplätze, schon die ersten Autokonvois am Straßenrand parkten. In weiser Voraussicht entschieden wir uns (wir, das waren übrigens ein Student aus meinem Gastgeber-Department der Universität hier und ich), das Auto ebenfalls stehen zu lassen und die letzten Meter per Anhalter oder zu Fuß zurückzulegen. Wir hatten Glück, wurden nach einigen Metern von einem Pick-Up angefahren aufgesammelt und legten die letzte Strecke zum Skigebiet auf dessen Ladefläche zurück:



Die Entscheidung, gar nicht erst zu versuchen direkt vor Ort zu parken, erwies sich als goldrichtig, denn sämtliche Parkplätze waren überfüllt mit Autos und Handschuhen:



Es war allerdings erstaunlich, wie wenige Leute es dennoch auf die eigentlichen Pisten gelockt hatte – der Andrang an den Liften war nicht größer als sonst, sodass wir schon bald selbst in unserer ersten Gondel saßen:



Beim nächsten Bild versagten dann leider zum wiederholten Mal die Akkus meiner Kamera, sodass ich den Rest des Tages nicht mehr dokumentieren konnte. Aber wozu hat denn jeder seine eigene Vorstellungskraft? Also, Bühne frei:


Ich beim One Eighty


Ich beim Three Sixty

[Anm. d. Red.: Dem Autor muss wohl spätestens ab diesem Punkt jegliche Seriosität abgesprochen werden. Weiterlesen auf eigene Gefahr.]



Ich beim Seven Twenty


Ich beim Fourteen Forty

Beim Twenty-eight Eighty (also acht ganze Drehungen im Sprung) habe ich schließlich aufgegeben.

Im Ernst: Der Schnee an diesem Tag war wirklich perfekt (pulvrig und trocken – und viel), das Wetter ebenso; und so machten wir uns nach etlichen Stunden erschöpft und zufrieden auf den Rückweg zum Auto, wiederum auf der Ladefläche eines Pick-Ups.

Und vielleicht halten meine Akkus ja das nächste Mal lange genug durch, sodass ich auch ein paar Bilder von der Piste liefern kann.

Gute Nacht, Brighton. Guten Morgen, Brettach!

Und nicht vergessen: In elf Monaten ist auch schon wieder Heiligabend Weihnachten …

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