Montag, 4. Januar 2010

Interview zum Jahreswechsel

Da die Zeit zwischen den Jahren gerne dazu genutzt wird, auf Vergangenes zurückzublicken und Prognosen für die Zukunft zu stellen, möchte auch der Autor dieses Blogs (ergo, ich) so verfahren – wenn auch mit ein paar Tagen Verspätung.
Der Autor hat sich zu diesem Zweck einen Interview-Partner gesucht, um diesem ein paar Fragen rund um Utah-Aufenthalt und Diplomarbeit zu stellen. Wer dieser Interview-Partner ist? Nun, wer könnte die Fragen rund um Utah-Aufenthalt und Diplomarbeit besser beantworten als die Person, die im Zentrum der zwei Themen steht (ergo, ich)?

Hallo Simon, schöne Wohnung hast du hier!
Hallo, vielen Dank! Ja, ich bin ganz zufrieden mit meiner Wohnung. Sie hat alles was ich brauche: Ein Wohn-Schlaf-Zimmer, ein Bad, eine Küche, genügend Abstellmöglichkeiten für Fahrrad und Snowboard; und sie ist nicht zu teuer. Das Haus, in dem sie sich befindet, gehört zum historischen Teil von Salt Lake und damit zu den besseren Wohngegenden – wobei ich nicht weiß, ob es in Salt Lake auch wirklich schlechte Wohngegenden gibt. Zwar ist es eine Kellerwohnung, die nur morgens für wenige Stunden Tageslicht bekommt, aber da ich den Tag sowieso meistens nicht hier verbringe, stört mich dieser Umstand wenig.
Was mich ein bisschen mehr stört: Zwar liegt der Campus, also das Uni-Gelände, in unmittelbarer Nähe der Wohnung, aber meine Arbeitsstelle befindet sich genau am gegenüberliegenden Campus-Ende, sodass ich nicht zu Fuß gehen kann. Stattdessen bin ich auf die Campus-Shuttlebusse angewiesen – die sind zwar generell kostenlos, aber entsprechend auch nicht besonders zuverlässig: Stehe ich zu früh an der Haltestelle, kommt das Shuttle zehn Minuten zu spät. Bin ich mal eine Minute zu spät dran, war das Shuttle schon fünf Minuten früher da. Und bei den Wintertemperaturen hier kann das Warten aufs nächste Shuttle manchmal richtig unangenehm werden.

Du bist ja jetzt schon eine ganze Weile hier. Wie hast du dich inzwischen eingelebt?
(Überlegt) Ja, wenn du mich so fragst: An Silvester waren es 60 Tage und damit genau ein Drittel meines Aufenthaltes. Klar gab es am Anfang eine Eingewöhnungs-Phase, die aber weniger schwierig verlief, als ich erwartet hätte – kurz gesagt: Die Unterschiede zwischen meiner Lebensweise in Deutschland und in Utah sind überschaubar. Am meisten zu kämpfen hatte ich eigentlich mit dem hiesigen Klima, oder um genau zu sein: mit der trockenen Luft. Zu Beginn hatte ich ständig Durst und meine Haut litt sichtbar. Aber auch darauf hat sich mein Körper mittlerweile eingestellt.
Inzwischen habe ich hier eine ganze Reihe Leute kennengelernt. Das sind zumeist andere "International Students", die sich in einer vergleichbaren Situation befinden wie ich. Über gemeinsame Unternehmungen habe ich hier im Blog ja schon gelegentlich berichtet.
Die Sprache macht eigentlich auch kaum Probleme – wobei sich das natürlich noch ändern kann, sobald ich damit beginnen werde, den eigentlichen Text meiner Diplomarbeit zu verfassen, den ich ja ebenfalls auf Englisch schreiben werde.
Vielleicht ein kleiner Tipp an alle, die einen ähnlichen Auslandsaufenthalt planen: Man sollte niemals Angst davor haben, beim Sprechen Fehler zu machen. Die sind nun mal unausweichlich. Missverständnisse lassen sich aber im Normalfall schnell aufdecken und unbekannte Worte mit ein wenig Umschreibung klären.

Du hast ja gerade schon deine Diplomarbeit angesprochen. Wo stehst du denn im Moment?
Im Moment stehe ich nicht, ich sitze. Und zwar auf meinem Sessel. Nein, ernsthaft:
Nach meiner persönlichen Einschätzung liege ich ganz gut in der Zeit: Die innere Gefäßwand-Grenze wird schon zuverlässig durch meine Software gefunden. [Anmerkung: Zum Thema der Diplomarbeit sei auf diesen Beitrag verwiesen.] Bisher habe ich die Software allerdings nur auf wenigen Datensätzen getestet, sodass in den kommenden Tagen weitere Tests folgen werden.
Die nächste Herausforderung wird dann darin bestehen, auch die äußere Gefäßwand-Grenze zuverlässig zu erkennen. Das wird wohl ein bisschen schwieriger werden als bei der inneren, da die äußere sich in den Aufnahmen wesentlich undeutlicher abzeichnet.
Und schließlich kommt dann noch die wohl größte Herausforderung: Das Schreiben der eigentlichen Arbeit.

Wow. Da kommt ja noch eine ganze Menge auf dich zu in den verbleibenden vier Monaten. Bleibt da überhaupt Gelegenheit für Freizeitaktivitäten?
(Räuspert sich) Nun ja, in den letzten Tagen habe ich mir die Zeit einfach genommen: Heiligabend habe ich gemeinsam mit Bekannten verbracht, den 25. Dezember dann mit einer Wandertour. Die Tage vor Silvester hatte ich zweimal Gelegenheit zum Snowboarden, und an Silvester selbst war ich dann auch wieder mit Bekannten unterwegs.
Ich genieße es immer besonders, die Stadt verlassen zu können, denn ohne eigenes Auto ist das nahezu unmöglich. Und das Umland von Salt Lake City ist wirklich schön, wie man hoffentlich auf einigen meiner Bilder schon erahnen konnte!

Hast du dir Vorsätze fürs neue Jahr gefasst?
Nun ja, nicht direkt an Silvester. Ich halte nicht viel davon, sich ausgerechnet zum Jahreswechsel Vorsätze zu fassen, denn die sind auch nicht besser oder einfacher durchzuhalten als Vorsätze, die man zu irgendeinem anderen Zeitpunkt fasst.
Was ich mir natürlich von Anfang an vorgenommen habe: Ein möglichst gutes Diplomarbeitsergebnis abzuliefern. Und: Möglichst viele Erfahrungen und Eindrücke von hier mitzunehmen, letztere besonders auch noch von den Nationalparks und "National Monuments" der Umgebung.

Wenn du deinen bisherigen Aufenthalt in einem Satz zusammenfassen müsstest, wie würde dieser Satz lauten?
(Schmunzelt) Ich möchte mit einem Bild antworten:

Falls man es nicht lesen kann: Da steht "Eat, drink & be merry—tomorrow you may be in Utah".
Nein, das meine ich natürlich nicht ernst! (Lacht) Das würde ja auch dem widersprechen, was ich bisher geantwortet und geschrieben habe. Ich habe das Glas neulich im Supermarkt entdeckt und fand den Spruch einfach so witzig, dass ich es kaufen musste. Im Großen und Ganzen gefällt es mir hier. Mein bisheriger Aufenthalt in einem Satz? Boah, keine Ahnung …

Vielen Dank für deine Antworten.
Gerne!

Gute Nacht, Utah. Guten Morgen, Deutschland!

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