Sonntag, 29. November 2009

Warum es in Salt Lake City fast unmöglich ist, sich zu verlaufen

Oder sich zu verfahren. Oder eine Adresse nicht zu finden:

Salt Lake City ist eine Stadt, die auf dem Reisbrett Reißbrett entstanden ist, wie man so schön sagt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die Mormonen etwas derartiges dabeihatten, als sie 1847 den Entschluss gefasst hatten, sich am Großen Salzsee niederzulassen. Ach ja, über die Mormonen sollte ich vielleicht auch mal noch einen Artikel schreiben. Aber egal. Jedenfalls folgt der Aufbau der Stadt in den überwiegenden Teilen einem sehr einfachen Muster:

Die großen Straßen verlaufen entweder in Nord-Süd- oder in West-Ost-Richtung und teilen damit die Stadt in lauter Rechtecke ein. Die Benennung der Straßen baut auf diesem Schema auf, indem sie über das Rechtecksmuster ein Koordinatensystem legt. Im Zentrum steht, wie sollte es anders sein, der Temple. Von ihm ausgehend werden nun die Straßen durchnummeriert: Östlich des Tempels verläuft von Nord nach Süd die 0 E (Main Street), gefolgt von der 100 E (First East) und der 200 E (Second East) in östlicher Richtung, sowie der 100 W (West Temple), der 200 W (Second West) und so weiter in westlicher Richtung. Die Benennung der Straßen in Ost-West-Richtung erfolgt analog, ausgehend von der 0 S (South Temple) mit der 100 N nach Norden und der 100 S nach Süden. Hier eine kleine Skizze dazu, um die letzten Unklarheiten zu beseitigen:



Nicht lachen, mit dem Touchpad zu zeichnen ist gar nicht so einfach! Wer genau aufgepasst hat, sollte jetzt festgestellt haben, dass eigentlich nicht der Tempel im Zentrum des Koordinatensystems liegt, sondern die Kreuzung 0 S / 0 E. Das läuft dann wohl aber unter künstlerischer Freiheit.

Bei den Hausnummern geht das Schema in die nächste Runde: Jedes Haus erhält eine Zahl für die Straße, in der es sich tatsächlich befindet und eine für die senkrecht dazu verlaufenden Straßen, zwischen denen es sich befindet. Ein Beispiel: Hat ein Gebäude die Adresse 575 E 400 S, so liegt der Zugang in der Fourth South, also vier Straßen südlich der South Temple, erkennbar an der „glatten“ Nummer 400. Außerdem kann man davon ausgehen, dass es in Ost-West-Richtung irgendwo zwischen der 500 E und der 600 E liegt, erkennbar an der 575. Ganz einfach also. Weiterhin kann man davon ausgehen, dass man dort etwas zu essen bekommt, erkennbar am Burger-King-Logo.

Jedenfalls ist es dieser systematische Stadtaufbau, der dafür sorgt, dass man eigentlich nie die Orientierung verlieren kann. Eigentlich. Denn es gibt auch Ausnahmen von der Regel, so zum Beispiel in der Wohngegend Avenues, in der auch ich wohne, und deren Nummerierung und Benennung einem eigenen bzw. stellenweise gar keinem Schema folgt. So hatte am ersten Abend dann auch mein Schema-vergewöhnter Fahrer, der mich vom Flughafen abholte, etwas Mühe, meine Wohnung zu finden.

Zum Abschluss des Beitrags eine neue Folge aus der Serie Playing Tourist:



Das Rice-Eccles Stadium, Ort der Eröffungs- sowie der Abschlusszeremonie der olympischen Winterspiele 2002. (Ich spare mir an dieser Stelle eine weitere Verlinkung zum Thema Reis.)



Vor dem Stadion.



Die nicht ganz so schönen Ecken der Stadt.



Blick Richtung Downtown.



Ein Zug der TRAX, des erst seit 1997 im Aufbau begriffenen Stadtbahnnetzes.



Ein weiterer Temple. Diesmal allerdings einer der Freimaurer.



Meine neuesten Errungenschaften – aber das ist mindestens einen eigenen Eintrag wert.

Guten Morgen zusammen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen