Freitag, 20. November 2009

The American Way of Life, Teil 1

Nachdem ich vor einiger Zeit über Fry Sauce und Analogkäse geschrieben habe, hat auch dieser Beitrag wieder einen nahrhaften Anteil. Übrigens, auch wenn ich nur ungerne Lebensmittel wegwerfe: Bei diesen gelben, rechteckigen Sojaöl-Maisstärke-Scheiben konnte ich nicht anders, man möge es mir nachsehen.

Aber jetzt zum Thema. Ich wollte darüber schreiben, wie ich in den letzten Tagen hier die ganz eigene Atmosphäre von Abteilungssitzungen und -vorträgen erlebt habe. Was mir besonders auffällt: Immer stand bzw. steht bei solchen Gelegenheiten irgendetwas zu essen bereit, manchmal gesund, manchmal eher weniger. Falls dies als Motivations- und Konzentrationsschub gedacht ist oder als Antrieb, die Leute zum zahlreichen Erscheinen zu bringen, scheint es gut zu funktionieren:

Zu Beginn (oder auch zwischendrin) versorgt man sich mit Kalorien, lehnt sich dann satt und zufrieden zurück und lauscht konzentriert den Vortragenden. Sofern man es mit der Kalorienzufuhr nicht übertrieben hat. Dann wird das konzentrierte Lauschen nämlich eher problematisch. Auch an klingelnden Handys Cellphones scheint sich niemand zu stören, und so kommt es des öfteren mal vor, dass jemand in seine Handfläche murmelnd den Raum verlässt. Dass man sich im Allgemeinen mit Vornamen anredet, ist sowieso selbstverständlich. Alles ein bisschen easygoing eben. Der Gesprächskultur tut das alles keinen Abbruch, im Gegenteil. Ich habe selten in wissenschaftlichen Vorträgen so viele bereichernde Beiträge und (im positiven Sinne) kritische Nachfragen aus dem Publikum gehört.

Ohne hier jetzt alles in den höchsten Tönen loben zu wollen: Dieser Stil erstaunt mich immer wieder. Und sein Funktionieren beeindruckt mich. Professionalität in entspannter Atmosphäre, so könnte man es vielleicht am besten umschreiben. Vielleicht sollte ich mir als Zugereister davon noch eine Scheibe abschneiden.

Gute Nacht, Nordamerika. Guten Morgen, Mitteleuropa!

2 Kommentare:

  1. Interessanter Beitrag :-)

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  2. Ja das ist wohl wirklich kennzeichnend für die Menschen jenseits des großen Teiches: Sie können Professionalität und entspannte Atmosphäre miteinander verbinden.

    Das merkt man, wie ich finde, auch in den Fachbüchern. Man nehme einfach mal ein deutsches Buch zur Theoretischen Informatik und ein amerikanisches Buch zum selben Fachgebiet:

    Erster Eindruck vom deutschen Fachbuch:
    Dient vor allem der selbstdarstellung des Autors und der Beschreibung des Sachverhalts in möglichst komplizierter Sprache. Man will ja "wissenschaftlich" sein.

    Erster Eindruck vom englischen Fachbuch:
    Dient vor allem der Vermittlung von Wissen. Ich habe das Gefühl, dass der Autor mir das Thema näher bringen und nicht verschließen will.
    Die Sprache ist im Vergleich zum deutschen Buch weit weniger kompliziert. Man will ja lehren.

    Gehts nur mir so oder habt ihr diese Erfahrung auch schon gemacht?

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