Wo war ich stehengeblieben? Richtig, kurz vor Tag Drei, auch bekannt als Dienstag, der 19. Oktober 2010. Und wieder gibt es zur besseren Verfolgung einen Routenplan, zu finden
hier (allerdings sind die angegebenen Zwischenziele diesmal in umgekehrter Reihenfolge zu lesen).
Nach einer kurzen Nacht wartete also der letzte volle Tourtag auf uns. Und voll sollte er tatsächlich werden – wir hatten uns eine Menge vorgenommen. Es fing erst an zu dämmern, als wir aufbrachen. Das Frühstück musste ausfallen, da wir zu früh dafür auf den Beinen waren. Glücklicherweise war das Küchenpersonal der Hostel so hilfsbereit und flexibel, uns spontan ein Lunchpaket für die Fahrt zusammenzustellen.
Als wir das Stadtgebiet mit seinen Staus des morgendlichen Berufsverkehrs hinter uns gelassen hatten, erwartete uns ein strahlender Sonnenaufgang:
Das Wetter versprach also, uns keinen Strich durch die Rechnung zu machen.
Der erste Zwischenstopp des Tages war in
Killin geplant – doch so weit sollten wir nicht sofort kommen. Als wir nämlich das Städtchen
Doune durchquerten, wies dort ein zwar unscheinbares, jedoch für meinen Mitfahrer Stefan nicht zu übersehendes Schild auf eine Burg hin. Wir entschlossen uns, dem Hinweis zu folgen. Nach einigen Metern über eine kleine Nebenstraße wurde der Blick freigegeben auf das erste bauliche Fotomotiv des Tages:
Eine Burg also. Imposant und fotogen zwar, aber ansonsten nichts Besonderes, mag man meinen. Das dachte ich zu diesem Zeitpunkt auch. Erst die Aufschrift einer Informationstafel ließ mich etwas aufmerksamer werden:
From a royal residence to a ridiculously silly film stand dort nämlich. Ein kurzes Nachschlagen in Wikipedia brachte es dann später ans Licht: Bei
Doune Castle standen wir, ohne es zu wissen, vor einem der Schauplätze von
Monty Pythons Ritter der Kokosnuß. Und es sollte nicht die letzte Filmkulisse des Tages gewesen sein.
Das nächste Mal machten wir dann tatsächlich in
Killin Halt. Hier war eine Natur-Sehenswürdigkeit unser Ziel – mitten im Ort gelegen: Die
Falls of Dochart. Eine schmale Steinbrücke leitet die Hauptverkehrsstraße direkt über die Kaskaden des Flüsschens
Dochart:
Der Aufenthalt in Killin wurde verbunden mit einer Rast, bei der wir die mitgebrachten Lunchpakete vernichteten.
Der nächste Halt bei
Loch Iubhair war erneut improvisiert, sorgte dabei aber ebenfalls für schöne Fotos, darunter das erste gelungene Panorama des Tages:
Auf dem folgenden Streckenabschnitt sollte der Weg das Ziel sein.
Glen Coe, das Tal des Flusses
Coe, erstreckt sich über eine klassisch-schottische Highland-Landschaft, zieht Wanderer und Skifahrer an – und zahlreiche Filmemacher. Titel wie
Am Anfang war das Feuer,
Braveheart,
Die Ritter der Kokosnuß (siehe oben),
Harry Potter und der Gefangene von Askaban und noch zahlreiche weitere wurden vor seiner grandiosen Kulisse verfilmt. Ich dagegen blieb bei Standbildern:
Von
Fort William aus sollte man dann laut meinem Reiseführer den besten Blick auf Großbritanniens höchsten Berg,
Ben Nevis, haben. Einige hundert Meter folgten wir am Ortsrand dem Pfad zum Gipfel …
… bevor wir zum Fotografieren …
… und gleich danach wieder zum Umdrehen ansetzten – es standen ja noch weitere Ziele auf der Liste.
Unversehens standen wir allerdings, einmal in
Fort William falsch abgebogen, erst mal erneut vor einer Burg, oder besser gesagt: einer entsprechenden Ruine, die wir natürlich nicht einfach ignorieren konnten.
Inverlochy Castle ergab auch ein paar schöne Fotos:
Vorbei ging es dann im Anschluss am
Commando Memorial in
Spean Bridge …
… an der
Well of Seven Heads …
… und an der
Bridge of Oich, die wohl im 19. Jahrhundert sowohl bautechnisch als auch verkehrsstrategisch einen Meilenstein dargestellt haben muss und die daher heute unter Denkmalschutz steht:
Ganz seinem Zweck entsprechend passierte uns in den schon wieder etwas bergigeren Regionen an einem
Passing Place ein anderer Verkehrsteilnehmer …
… bevor wir selbst dieselbe Ausweichstelle für einen weiteren kurzen Zwischenstopp und, damit verbunden, ein weiteres Foto nutzten:
Das Wetter hatte sich, wie man sehen kann, in der Zwischenzeit deutlich verschlechtert und kurz darauf setzten auch schon die ersten Schneeschauer ein – in den Höhenlagen der Highlands im Oktober wohl nichts Ungewöhnliches, allerdings vielleicht etwas ungeschickt bei einem Auto mit Sommerreifen. Doch bis auf Weiteres hielt sich der Niederschlag in Grenzen und wir konnten uns gefahrlos dem wohl bekanntesten Ziel auf unserer Route nähern:
Loch Ness.
Die Heimat von
Nessie ist Schottlands zweitgrößter Süßwassersee. Das
Loch erstreckt sich, charakteristisch langezogen, etwa 40 Kilometer in südwest-nordöstlicher Richtung bis kurz vor
Inverness.
Auf Empfehlung einer freundlichen Dame in einer
Tourist Information wählten wir nicht, wie ursprünglich geplant, die Hauptroute am nordwestlichen Ufer entlang, sondern stattdessen eine kleinere Straße am Südostufer. Wir wurden belohnt mit wunderschönen Fotomotiven. Das Wetter spielte dabei auch wieder mit, der Himmel bot nun erneut eine abwechslungsreiche Mischung aus Sonne und Wolken, was den Fotos wohl eher zu- als abträglich war:
Ein kleiner Spaziergang erlaubte dann noch einen Blick von etwas weiter oben:
Nessie ließ sich übrigens während unserer Anwesenheit leider nicht blicken.
Inverness, die inoffizielle Hauptstadt der Highlands, war schließlich das letzte vorgesehene Tagesziel. Über die Stadt kann ich allerdings nicht viel sagen, im Voraus fiel es schwer, dort irgendwelche Sehenswürdigkeiten ausfindig zu machen, und so bildete sie für uns nur eine Durchfahrtstation, wenn auch die nördlichste unserer gesamten Schottland-Tour.
Wie gesagt waren damit die ursprünglich geplanten Ziele abgehakt. Unverhofft stolperten wir durch einen kleinen Umweg östlich von Inverness allerdings dann noch über zwei historische (im einen Fall sogar eher prähistorische) Stätten.
Zum einen war da das Schlachtfeld der
Battle of Culloden: Hier, im
Culloden Moor, waren im 18. Jahrhundert Truppen der aufständischen Jakobiten dem englischen Heer gegenübergestanden (und ihm letzten Endes unterlegen):
Zum anderen befand sich noch ganz in der Nähe das
bronzezeitliche Gräberfeld von
Balnuaran of Clava, das wir bei eintretender Dämmerung erreichten. Riesige Steingräber waren hier in den Jahrtausenden vor Beginn unserer Zeitrechnung angelegt worden:
Es bildete einen beeindruckenden und damit würdigen Abschluss für unseren Ausflug ins schottische Hochland. Vor uns lag nunmehr nur noch die nächtliche Rückfahrt nach Edinburgh, was allerdings in etwa noch einmal dieselbe Meilenzahl bedeutete wie die der schon zurückgelegten Strecke. Ich spare mir an dieser Stelle Ausführungen über abnehmende Temperaturen und zunehmenden Schneefall auf den schottischen Pässen, über ständige Blicke auf das Außenthermometer und leichte Bedenken bezüglich der Tauglichkeit der Sommerreifen. Wichtig zu wissen ist nur, dass wir spät in der Nacht noch unseren Mietwagen unbeschädigt an seiner Garage abstellen konnten und dass wir beim Rückweg zu Fuß zur Hostel noch ein paar Impressionen des nächtlichen, unverschneiten Edinburghs einfangen konnten:
Trotz der späten Rückkehr versprach die Nacht diesmal weniger kurz zu werden, denn für den folgenden Tag war außer Packen und Heimfliegen nur noch wenig Programm vorgesehen.
Dennoch werde ich hier noch einen weiteren Bericht folgen lassen, mit dem ich dann das Schottland-Abenteuer beschließen möchte.
Gute Nacht!